Barmherzige Brüder Salzburg verwenden als erstes Krankenhaus in Österreich Exoskelette in der Pflege Salzburg, 18. Juni 2025. Andauernde Schwerstarbeit setzt dem Körper zu und kann unter anderem zu Gelenkschäden und chronischen Schmerzen führen. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder kommen daher sogenannte Exoskelette zum Einsatz, die vom Pflegepersonal wie ein Rucksack getragen und zusätzlich an den Beinen befestigt werden. Sie leisten aktive Robotik-Unterstützung beim Gehen und entlasten beim Heben und Senken – dabei wird die Kraft, die auf die Wirbelsäule wirkt, um bis zu 38 kg verringert. „Diese Investition in die moderne Technologie ist eine Investition in die Mitarbeitergesundheit. Exoskelette bringen eine Arbeitsentlastung und schützen unser Personal. Bis 2030 werden österreichweit nach Schätzungen der Gesundheit Österreich GmbH an die 76.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Mit Maßnahmen wie der Anschaffung von Exoskeletten wollen wir zur Attraktivität von Pflegeberufen beitragen“, erklärt Verwaltungsdirektor Mag. Werner J. Lassacher.  Demografischer Wandel bringt neue Herausforderungen Dr. Margareta Bruckner, MBA, MSc, Pflegedirektorin der Barmherzigen Brüder in Salzburg, berichtet von Veränderungen im Pflegebereich und warum eine Unterstützung der Mitarbeitenden immer wichtiger wird: „Die Bevölkerung wird älter, das bedeutet einen Zuwachs an geriatrischen Patienten bei einer geringeren Anzahl von Pflegern durch Pensionierungen. Auch die Zahl an chronisch kranken sowie adipösen Patienten steigt. Das bringt unter anderem stärkere körperliche Belastungen für das Pflegepersonal mit sich.“ Laut WIFO gehen bereits jetzt 73 % der Angestellten im Pflegebereich davon aus, nicht bis zum Regelpensionsantrittsalter arbeiten zu können und 38 % sagen, sehr oft an einen Berufswechsel zu denken. 30 % leiden nach Angaben der AK zudem unter dauerhaften Rückenschmerzen – der Pflegebereich verzeichnet auch die höchste Krankenstandrate aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen (AUVA).  Barmherzige Brüder Salzburg nehmen Vorreiterrolle ein In Österreich ist das Salzburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder das erste, das Exoskelette im Pflegebereich einsetzt. Zu Beginn sollen sie vor allem im stationären Pflegebereich und im Hol- und Bringdienst Verwendung finden, beispielsweise bei der Arbeit mit adipösen Patienten oder bei längerer vorgebeugter Haltung. „Von wem und wann die Exoskelette eingesetzt werden, wird am Morgen bei der Dienstübergabe festgelegt und die Einschulung des Personals erfolgt über geschulte Koordinatoren. Dabei ist es uns wichtig, dass sich niemand verpflichtet fühlt, die Exoskelette zu verwenden. Wir setzen auf einen unkomplizierten Zugang und denken, dass die Erleichterung im Arbeitsalltag überzeugen wird“, erklärt Bruckner. Der Listenpreis für ein einzelnes Roboter-Exoskelett beträgt rund 15.000 Euro, bei größeren Abnahmemengen werden die Geräte deutlich günstiger. Das Salzburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hat vorerst zwei Kraftanzüge bestellt. „Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, zum Beispiel aufgrund von Zerrungen oder Schmerzen durch die andauernde körperliche Belastung, entstehen Kosten in Höhe von 1.454 Euro pro Woche und Person. Die Exoskelette ermöglichen uns also auf lange Sicht deutliche Einsparungen für das Gesundheitssystem“, ergänzt Lassacher. Finanziert wurden die robotischen Außenskelette über Fundraising und Spenden. „Wir bedanken uns vielmals bei unseren Unterstützerinnen und Unterstützern. Sie haben damit einen direkten Beitrag zur Steigerung der Mitarbeitergesundheit und -zufriedenheit geleistet“, so Lassacher weiter.  Mitarbeitergesundheit als Investition in die Zukunft Beim Heben oder Senken wirken die Kräfte insbesondere auf die Wirbelsäule, die beim Einsatz von Exoskeletten vor allem im Bereich der Brust- und oberen Lendenwirbel entlastet wird. Zusätzlich erfolgt eine Haltungskorrektur. In weiterer Folge kann Verstauchungen, Unfällen oder gar Arthrosen entgegengewirkt werden, was wiederum dazu beitragen kann, die Zahl von Krankenständen und Frühpensionsantritten zu verringern. Gesundheits- und Krankenpflegerin Christina Langwieder konnte das Exoskelett bereits testen und ist überzeugt: „Es bringt eine große Erleichterung im Arbeitsalltag und macht rückenschonendes Arbeiten möglich. Dabei kommt es sowohl dem Personal als auch den Patienten zugute. Der Apparat ist am Körper kaum spürbar und einfach zu handhaben. Die Arbeit damit macht Freude!" Dabei ist der Kauf der Exoskelette nur eine von vielen Maßnahmen, mit welchen sich die Barmherzigen Brüder in Salzburg um die Mitarbeitergesundheit bemühen. So werden unter anderem Fortbildungen zu Kinästhetik angeboten, Schulungen zur Verwendung von Hilfsmitteln organisiert und Maßnahmen der Plattform Pflege vom Land Salzburg implementiert. „Es sind die Pflegerinnen und Pfleger, die jeden Tag großartige Arbeit am Patienten leisten und grundlegend zu deren Genesung beitragen. Daher ist uns ihr Wohlbefinden, aber auch das des gesamten Krankenhauspersonals, besonders wichtig“, so Lassacher. Dass diese Bemühungen Früchte tragen, beweisen unter anderem die positiven Rückmeldungen zu den regelmäßig durchgeführten Mitarbeiterbefragungen. Bei der letzten Befragung, an welcher 80 % aller Mitarbeitenden teilgenommen haben, gaben beispielsweise 94 % des Personals an, mit den Arbeitsbedingungen im Salzburger Krankenhaus zufrieden zu sein. Hersteller kommt aus Deutschland Im Bereich der Produktion und Logistik werden Exoskelette bereits seit längerem verwendet, nach und nach findet die Robotik auch in der Pflege Einzug. Jene Exoskelette, die von den Barmherzigen Brüdern eingesetzt werden, sind KI-gesteuert und stammen vom deutschen Hersteller German Bionic Systems GmbH. Sie wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Pflegeforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Nils Lahmann von der geriatrischen Abteilung der Berliner Charité entwickelt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren erarbeitete man unter dem Projektnamen PFLEXO anhand verschiedener Pflegesituationen Exoskelette, die speziell auf die Bedürfnisse von Pflegern und Patienten abgestimmt sind. Sie ermöglichen eine Entlastung des Personals, ohne den Verlust von menschlichem Kontakt. Die Charité besitzt bereits eine Flotte von Exoskeletten. Die Anschaffung weiterer Kraftanzüge ist geplant. Andere Kunden von German Bionic sind unter anderem die m&i Klinikgruppe Enzensberg und die RoMed Kliniken in Rosenheim. Das deutsche Unternehmen stattet mittlerweile Kliniken und Pflegeeinrichtungen weltweit mit Exoskeletten aus.